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Erste Symptome und erste Abklärungen

Aktualisiert: 2. Juni 2021

Okay, das war bisher eine Übersicht über die ersten knapp 30 Jahren meines Lebens. Hier muss ich ja nicht weiter darauf eingehen. Es soll in diesem Blog um die letzten 2.5 Jahre meines Lebens gehen, um die Zeit seit der Diagnose bis heute und halt um alles was noch kommt.


Es ging also auf meinen 30. Geburtstag zu. Meine Freundin war leider im Ausland, teile meiner Familie waren ebenfalls abwesend und so entschied ich mich auch Reissaus zu nehmen und mit 5 meiner besten Freunde ins Piemont zu fahren. Der Plan war simpel:


- guten Wein trinken

- gutes Essen essen

- einfach die Zeit geniessen


Es war ein schöner und warmer Spätsommer in Italien. Der Plan ging voll auf - wir konnten die Zeit geniessen und alles andere vergessen. Okay, es gab auch nicht viel zu der Zeit was man vergessen wollte. Es ging mir gut und ich hatte eine schöne Zeit. Zurück zu Hause ging natürlich der Alltag wieder los. Arbeiten, lernen für die Weiterbildung und selbstverständlich auch das Training. Gleich beim ersten Training in der Crossfit Box stand ein cooles WOD auf dem Programm. Deadlifts mit hohen Gewichten - meine liebste Übung! Schnell war vergessen, dass ich nach meiner Verletzung noch im Aufbau war und mein Körper noch nicht an die Intensität und das Gewicht gewöhnt war. Ich erinnere mich, dass ich abends nach dem Training nach Hause kam, mich im Wohnzimmer auf den Boden gelegt habe und mit der Blackroll versucht habe das unvermeidbare zu vermeiden. Ich war fertig und es fühlte sich so unglaublich gut an. Endlich wieder richtig trainieren und endlich wieder an meiner Gesundheit arbeiten. So ging ich dann nach einer Extra-Ladung Magnesium ins Bett und freute mich auf den Muskelkater vom nächsten Tag - nicht.


Ich war (und bin es wahrscheinlich auch heute noch) kein Morgenmensch. Daher weiss ich heute auch nicht mehr so genau, wann ich es am Morgen festgestellt habe, dass etwas nicht stimmt. Ich stand zu der Zeit meist 25 Minuten bevor ich das Haus verlassen musste auf. Schnell unter die Dusche, ready machen und loooos! Daher kann es gut sein, dass ich es im Büro erst realisierte. Ich spürte meine linke Körperseite nicht. Alles war wie taub, zumindest oberflächlich. Als hätte jemand eine gerade Linie in der Mitte meine Körpers gezogen und links war halt einfach alles "eingeschlafen". Es war ein komisches Gefühl, ich hatte Kraft in den Beinen, konnte laufen aber ich konnte kein normales A4 Blatt in meiner linken Hand halten. Es fiel mir einfach so aus den Fingern, ich fühlte es nicht.


Gestern war ein hartes Training welches auch auf den Rücken ging. Wohl etwas eingeklemmt. Wird morgen schon besser sein!


Am zweiten Morgen habe ich natürlich direkt getestet, ob das Gefühl zurück ist. Nein, war es nicht.


Jetzt rufst du besser mal beim Arzt an, soll das wieder alles einrenken. Ist mühsam so und ich habe Handball-Training - da wäre ein bisschen Gefühl in der Hand ganz nett.


Ich rief bei meinem Hausarzt an und kriegte tatsächlich direkt für den gleichen Nachmittag einen Termin. Am Nachmittag beim Arzt im Wartezimmer war ich nach wie vor der Meinung, hier müsse nur etwas wieder zurück geschoben werden und gut ist.

Ein Röntgen vom Rücken wurde gemacht und ab zurück ins Wartezimmer. Mein Hausarzt kam und rief mich zu sich ins Zimmer. Auf dem Bild sei nichts spezielles zu sehen, wir würden eine Anamnese machen. Er hatte eine junge Frau bei sich - wahrscheinlich jünger als ich. Sie wurde mir vorgestellt als Medizinstudentin im Praktikum. Mein Hausarzt fragte, ob ich einverstanden sei, wenn die junge Dame zuerst die Untersuchung vornehmen würde. Kein Problem, die müssen ja auch irgendwo lernen und solange ich nicht aufgeschnitten werden, darf das auch gerne ein Rookie machen.

Hemd aus und meinen Adonis-Körper (oder wie heisst dieser chinesische Gott mit dickem Bauch?) der jungen Nachwuchsärztin präsentieren. Sie testete das Kälte- und Wärmeempfinden, ob ich spitz und stumpf unterscheiden könnte und meine Augen. Heute kenne ich diese Tests bestens, damals waren sie mir neu und ich konnte daraus auch nichts ableiten. Mein Hausarzt kam zurück und machte die gleichen Tests erneut. Er eröffnete mir, dass man noch ein grosses Blutbild machen wolle und ich mich anziehen könne. Ich zog mich wieder an und die beiden unterhielten sich. Auf die Frage vom Arzt: "Was hast du festgestellt?" legte die Studentin los und wollte wohl beweisen, dass sie über grosses Wissen verfügte. Einer ihrer Sätze lies mich aufhorchen:


"Ja es könnte Krebs oder ein Hirntumor sein!"


Say what? Ich habe eine grosse Klappe und überspiele gerne vieles. Doch da entglitt mir alles. Mein Arzt hat dies wohl auch bemerkt und versuchte mich zu beruhigen. Dies könne sicher eine Möglichkeit sein, aber dass zum jetzigen Zeitpunkt sicher nicht daran gedacht werden würde. Viel zu viele Alternativen existieren. Hmmm... danke an dieser Stelle für den Beruhigungsversuch! Ich nehme es der Studentin auch gar nicht übel, hatte wohl einen "Dr. House"-Marathon hinter sich. Es kam jedoch das erste Mal ein ungutes Gefühl in mir auf. NIE hätte ich je an so etwas gedacht. Doch jetzt spukte der Gedanke in meinem Kopf. Draussen durfte ich diverse Ampullen Blut abgeben, erhielt einen Termin für ein Schädel-MRI und verabschiedete mich.


Krebs! Hirntumor! WTF???

Mit 30 geht es bergab!


Scheisse, dass war doch immer nur ein blöder Spruch! Ein Witz, weil ich ganz Peter Pan-Like gerne immer jung geblieben wäre. Ich wollte jedoch niemanden gross damit belasten und niemandem zeigen, dass es mich emotional beschäftigt. Mein Glück war, dass schon am Wochenende darauf direkt wieder ein verlängertes Wochenende mit Freunden auf dem Programm stand. Unser traditioneller London-Trip stand vor der Tür.


Unter den Jungs und mit einem Pint in der Hand gelang es mir diese Gedanken ein wenig zu verdrängen. Irgendwann in einer bierseligen Laune, liess ich die Bombe doch platzen. Machte aber trotzdem Witze darüber, dass die Studentin wohl gerne etwas Action im Praktikum wollte. Ich spielte es runter, aber insgeheim ging es mir nur darum es mal laut auszusprechen. Wir redeten kurz darüber, gingen dann aber zur Tagesordnung über - Bier und Football.


Zurück aus London ging es schnurstracks ins Krankenhaus zur MRI Aufnahme. Einen Tag später kam der langersehnte Anruf. MRI und Blutbild scheinen nicht auf Krebs oder Hirntumor hinzuweisen. Er möchte jedoch, dass ich noch mehr Test machen sollte. Es wurde im Blutbild scheinbar ein Mangel an Vitamin B12 festgestellt. Dieser Befund, zusammen mit den Bildern meines Schädelinneren haben ihn dazu bewogen. Ich sollte meine Rückenmarksflüssigkeit untersuchen lassen.


Zu Hause erzählte ich natürlich von den Resultaten und auch vom Vitamin B12 Mangel. Meine Mutter arbeitete damals im Krankenhaus in der Endoskopie. Aufgrund der familiären Vorgeschichte mit dem Krebstod meines Vaters, wollte man auch eine Magenspiegelung vornehmen. Dies, da ein Enzym im Magen für die Verwertung des B12 verantwortlich sei.


Ich erhielt also morgens um 8.00 Uhr einen Termin für eine Gastroskopie und um 9.30 Uhr einen für die Lumbalpunktion.


Dies war der Zeitpunkt an dem ich ein erstes Mal Dr. Google befragte und auch über Multiple Sklerose gestolpert bin. Ok, keine Ahnung was das ist - klingt aber scheisse...


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