top of page

Rückschläge - annehmen, analysieren und zurückkommen

Lange habe ich nichts mehr geschrieben. Das hat auch seinen Grund - mein Wunsch und mein Ziel den Gornergrat Zermatt Halbmarathon zu schaffen habe ich leider verfehlt. Um einen Anglizismus zu verwenden => Failed!

Der Renntag war ein spezielles Gefühl, war es doch seit über 9 Jahren mein erstes Rennen und mein erstes seriöses überhaupt. (Bin vor 9.5 Jahren den Strongman Run in Thun gerannt - das eher zum "Spass").


Bereits auf dem Weg nach Zermatt war ich sehr nervös - hatte ich genug trainiert? Die Zugfahrt mit dieser ultralangsamen MGB half da auch nichts. Ich hatte genug Zeit die anderen Läufer zu beobachten - alle lachten und scherzten. Nur mir war nicht danach zumute - ich wusste vom Probelauf noch wie anstrengend das vor mir liegende wird.


"Naja - bringt jetzt auch nichts. Wer A sagt muss auch B sagen. Einfach an den Gameplan halten. Pace im Auge behalten, gut aufwärmen und nicht zu schnell starten!"


In Zermatt angekommen spazierten ich und meine Frau noch ein wenig im Dorf umher um die Zeit zu überbrücken und die Nervosität ein wenig unter Kontrolle zu bringen - für uns beide! Danach einchecken - Impfnachweis zeigen - Gepäck abgeben - Startblock suchen.


Ich verabschiedete mich von Simone und blieb in meinem Startblock. Und bereits hier vergass ich meinen Gameplan zum ersten Mal! Aufwärmen? Was ist das? Ich sollte es später noch bereuen.


Die Zeit bis zum Startschuss versuchte ich mir den Weg nochmals vorzustellen. Wo musste Kraft gespart werden? Wo konnte ich Zeit gutmachen? Was sind die schwierigen Passagen? Und stehts versuchte ich mir den Zieleinlauf zu visualisieren. Dieses Gefühls-Chaos beim Überschreiten der Ziellinie. Erschöpfung, Schmerzen, Erleichterung und - STOLZ! Ich wollte stolz verkünden, dass ich es geschafft habe. Trotz MS, trotz meiner Verletzungshistorie, trotz meines nicht gerade auf Berglauf konditionierten Körper.


Noch während ich das alles in meinem Kopf durchging, hörte ich den Startschuss für den Startblock von Simone. Ein letzter Blick hinterher - dich sehe ich bis oben ganz sicher nicht mehr.


Dann war es soweit. Mein Startblock bewegte sich zur Startlinie und dann erfolgte für uns der Startschuss. Halbmarathon - here we go! Beflügelt vom Publikum im Dorf und unseren tollen Betreuern vom Sodalis Team legten wir los. Zuerst einmal quer durchs Dorf und zurück, dann beginnt der Aufstieg. Ein Blick auf die Uhr verriet schon nach 3-4 Kilometern dass ich wiederum von meinem Gameplan abgekommen bin. Ich war zu schnell gestartet und ich halte mich nicht an die Pace.


Und wie ich es büsste. Ich war gerade in ein Gespräch mit einem Leidensgenossen vertieft und sah ein Schlagloch nicht. Ich trat genau hinein, verdrehte leicht den Fuss und spürte ein ziehen im linken Oberschenkel. Ich versuchte noch weiter zu laufen. Jetzt auf der Steigung bis zur Sunnegga würde ich eh mehrheitlich gehen. Denn Schmerz "weglaufen"... Leider hatte das nur zur Folge, dass ich auf der gegenüberliegenden Seite sehr bald schon Rückenschmerzen bekam.


Fuck! Das wird heute nichts! Einmal mehr weist eine Verletzung mir meine Grenzen auf...


Ich musste das Rennen aufgeben. Ich wurde mit dem Quad abtransportiert und fuhr mit der Bahn nach oben um Simone in Empfang zu nehmen. Es tat weh die ganzen Läufer ins Ziel einlaufen zu sehen. Jedem Einzelnen von ihnen gönnte ich die Medaille! In ihren Gesichtern konnte ich genau das Gefühls-Chaos ablesen, welches ich mir vorgestellt habe. Mit den letzten Kräften den einen Anstieg vor der Ziel nochmals hochkämpfen und auf der anderen Seite runterlaufen, der ganze Ballast der abfällt, die Erleichterung - der Stolz.


Auch als Simone sich dem Ziel näherte konnte ich genau diese Gefühle bei ihr sehen und spüren. Der Kampf vor dem letzten Anstieg und das wunderschöne breite Grinsen beim Einlauf ins Ziel.


Gratulation! Du hast es geschafft!


Und was ist jetzt mit mir? Noch oben im Zielgelände fragte mich die Projektverantwortliche der Sodalis, ob ich nächstes Jahr wieder mitlaufe.


JA! Ich habe da noch eine Rechnung offen!


Leider wurde durch die Verletzung und durch meinen Rennabbruch auch mein nächstes Projekt, meine nächste Challenge von mir an mich torpediert. Ich wollte mit der Medaille umgehängt eine Ankündigung machen, was als nächstes kommen sollte. Doch irgendwie fand ich das doof nun in dieser Situation. Hier gescheitert zu sein und bereits ans nächste zu denken. Ich musste mir zuerst klar werden was ich wollte. Und so nahm ich mir auch die Zeit.


Im August lag der Fokus ohnehin auf etwas ganz anderem. Und zwar auf unserer Hochzeit! Der schönste Tag in meinem Leben und Balsam für die Seele!



Im September erzählte ich dann den ersten von meinen Plänen für das Jahr 2022 und dass ich mit dem GZM noch ein Hühnchen zu rupfen hätte. Und so beschloss ich, am ursprünglichen Plan festzuhalten und den Halbmarathon in die Jahresplanung für nächstes Jahr einfach zusätzlich einzubauen.


Was genau meine sportliche Pläne für die nächsten 12 Monate sind, erfahrt ihr im folgenden Video. Ich werde dazu dann in der nächsten Woche einen separaten Beitrag verfassen.





418 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page